Pop Art mit Orangenduft – Orangenpapiere aus der Sammlung Buchheim

Ausstellung vom 27.11.2011 bis 11.03.2012

Für Lothar-Günther Buchheim, der in den 1950er, 1960er und auch noch in den 1970er Jahren jedes Orangenpapier, das ihm über den Weg lief, sorgfältig glatt strich und in Alben bewahrte, waren die Bilder, die auf die federleichten Einwickelpapiere von Zitrusfrüchten gedruckt wurden, Pop Art im besten und ursprünglichsten Sinn.

Im Buchheim Museum der Phantasie wird nun eine Auswahl von rund 200 der buntfarbenen „Miniaturplakate“ gezeigt, mit denen vorwiegend sizilianische und spanische Exporteure im deutschen Sprachraum für ihre fruchtige Ware warben. Wer schlichte Bildchen von Früchten erwartet, wird überrascht sein. Nicht nur von der Originalität und der graphischen Qualität der Papiere, sondern vor allem von der Vielfalt und der Thematik der Motive. Freilich tummeln sich auch auf den Zitruspapieren die im Werbegenre üblichen schönen Frauen. Doch wer rechnet schon damit, auf Orangenpapieren, die vorwiegend in Spanien und Süditalien entworfen und gedruckt wurden, Tannhäuser, Till Eulenspiegel, Rotkäppchen, Rumpelstilzchen, Struwwelpeter, Max & Moritz, einem „Kaminfeger“ oder gar einem Wappen mit dem Münchner Kindl zu begegnen? Man sieht schon: Die Orangenexporteure waren in den Zeiten, als man noch nicht von Marketing, Alleinstellungsmerkmal und dergleichen sprach, durchaus clevere Leute, denn sie haben sich ganz und gar auf ihre Kunden in den deutschsprachigen Ländern einzustellen versucht. Aber auch bekannte historische Gestalten wie Hannibal und Cäsar sowie Comic- und Zeichentrick-Figuren, die in den 1950ern und 1960ern populär waren – Popeye, Micky Maus, Donald Duck oder Bambi – zieren die Papiere und werden zu Botschaftern für die fruchtige Ware. Manche der Markenzeichen prägten sich durch Serien ein. Auf einer Reihe von Struwwelpeter-Papieren zum Beispiel wurden Briefe von deutschen und österreichischen Fans veröffentlicht mit verzückten Ausrufen wie „Ihre Struwwelpeter-Orangen sind einfach knorke!“

Die ersten Einwickelpapiere für Zitrusfrüchte gibt es seit rund hundertfünfzig Jahren. Als man im 19. Jahrhundert damit begann, Orangen von Süditalien und Spanien nach Mitteleuropa zu transportieren, verdarben über die Hälfte der Früchte, weil sie von Fäulnis oder Schimmel befallen wurden. Erst als man auf die glorreiche Idee verfiel, die Apfelsinen in Seidenpapiere einzuwickeln, wurde der Verlust drastisch reduziert. Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Papiere dann bunt bedruckt und fortan auch zu Werbezwecken genutzt.

Die ausgestellten Orangenpapiere sind nach Themen gruppiert und werden von erläuternden Texten begleitet. Doch will die Ausstellung nicht nur bunte Papiere zeigen, sondern auch Einblicke in die Welt der Orange geben. Man erfährt Wissenswertes über die Orange und ihre Geschichte. Dabei sollen die Pflanzen und Früchte auch zu einem sinnlichen Erlebnis werden, etwa durch wohlriechende Düfte, die aus ihnen gewonnen werden. Auch Rezepte für Gerichte und Getränke mit Pomeranzen und Orangen werden empfohlen, die man zu Hause ausprobieren kann.

Am Sonntag, dem 27. November 2011, um 11.30 Uhr, eröffnen wir die Ausstellung mit einer Matinee.

Ricardo Volkert, Gitarre und Gesang, begeistert uns mit spanischen Impressionen rund um Orange & Co.

Clelia Segieth gibt Wissenswertes über Orangenpapiere und die Jahrtausende alte Geschichte der Zitrusfrüchte zum Besten.

Unser Team vom Museumsladen verwöhnt Sie mit Leckereien, Düften und hübschen Accessoires zum Thema Orange. Und unser Restaurant „Phoenix im Buchheim Museum“ kitzelt Ihren Gaumen mit köstlicher Orangencrème im Orangenkörbchen und aromatischem Tee.

In unserem Museumsladen wird das Thema „Orange“ weitergesponnen. An jedem Adventssonntag von 11.30 bis 17 Uhr gibt es einen Verkostungsstand mit sinnenbetörenden Köstlichkeiten.

Mit schönsten Grüßen aus dem Buchheim Museum

Dr. Clelia Segieth
Kuratorin des Buchheim Museums
Museumsleitung

Weitere Informationen


PDF-Flyer zur Ausstellung

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft mit Texten von Lothar-Günther Buchheim und Clelia Segieth und mit zahlreichen Abbildungen in Farbe für € 6,50.


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Orangenpapiere © Sammlung Buchheim

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